Kraft des Wassers - Kraft des Geistes

Vom 31. Mai bis 1. Juni 2025 fand im Tibetischen Zentrum e. V.die zweite gemeinsame Veranstaltung des IDG Water Network und des Tibetischen Zentrums statt. Am ersten Tag fanden sich die Teilnehmenden im nach tibetisch-buddhistischer Tradition gestalteten Tempel in Hamburg-Berne zusammen.

Der Garten des Tempels in Hamburg-Berne mit klarem tibetisch-bduddhistishem Flair

Unter dem Titel „Kraft des Wassers – Kraft des Geistes“ widmeten wir uns der Frage, wie äußere und innere Kräfte zusammenwirken – in der Natur ebenso wie in unserem Denken, Fühlen und Handeln. Die Veranstaltung war als Wechselspiel von Impulsen aus Wasserforschung und buddhistischer Praxis gestaltet. Wasser wurde nicht nur als lebenswichtige Ressource betrachtet, sondern auch als Träger von Bedeutung, Emotion und Verbundenheit. Am zweiten Tag fand am Standort Hamburg-City und am nahegelegenen Kuhmühlenteich eine buddhistische Wassersegnung statt, die die zentrale Bedeutung des Wassers, sowie seine Verbindung mit allem Lebenden erfahrbar machte und den spirituellen Abschluss der Veranstaltung bildete

Kraft des Wassers - Kraft des Geistes

Die Teilnehmer/innen wurden zunächst von Prof. Michael Bach mit der zerstörerischen Kraft des Wassers konfrontiert, wie etwa bei Extremhochwassern im Ahrtal. Gleichzeitig wurde deutlich, welch lebensspendende Kraft das Wasser hat – etwa als Quelle von Energie, Nahrung und verbindendes Element zwischen Ökosystemen.

Vereinigung von akademischem Wissen und alter Weisheit – das IDG Water Network

Elisabeth Steinbrückner verdeutlichte die Kraft des Geistes und wies mit dem Geistesstrom eine faszinierende Ebene der Verbindung zum Wasser hin: In der buddhistischen Lehre sind wir mit unserem Geist im Fluss – auf einem langen Weg und Prozess der Entwicklung hin zum Positiven.

Kraft des Geistes

Es wurde deutlich, dass der menschliche Geist, ebenso wie das Element Wasser, das Potenzial in sich trägt, zu heilen oder zu zerstören. Genau wie Wasser hat unser Geist die Macht die Realität zu formen – ausgelöst durch unsere Gedanken, hin zu Worten und Taten. In angeleiteten Meditationen beschäftigten wir uns mit dem eigenen Empfinden:

Renaturierung im Äußeren und Inneren

Am Beispiel erfolgreicher Renaturierungsprojekte zeigte Prof. Michael Bach, wie engagierte Zusammenarbeit und gesellschaftliches Anpacken auf lokaler Ebene Bäche und Flüsse wieder zum Leben erwecken kann – mit ökologischen, kulturellen und emotionalen Effekten. Die Parallele zur „Renaturierung des Geistes“ wurde durch Venerable Thubten Jampa gezogen: Achtsamkeit, Meditation und Selbstreflexion können helfen, dem eigenen Geist Klarheit zu verschaffen – vergleichbar mit einem Fluss, der nach jahrzehntelangen Begradigungen wieder frei fließt.

Renaturierung des Geistes

Die geführte Meditation zu Klarheit, Leerheit und Ursprung des Geistes bildete einen ruhigen, besonders eindrücklichen Moment:

Leuchttürme und Visionen

Ein dritter inhaltlicher Schwerpunkt widmete sich Leuchttürmen und Visionen. Prof. Bach wählte hierfür die Darstellung von inspirierenden und ermutigenden Projekten, wie der Revitalisierung der Emscher oder dem Schutz der Vjosa in Albanien, mittlerweiel der erste Wildfluss-Nationalpark Europas.

Die Projekte hatten gemein, dass sie zunächst unerreichbar und hoffnungslos erschienen, jedoch Realität wurden, sobald sich ein Bewusstsein in der Gesellschaft formiert hatte.

Diese Aussage schlug den Bogen zurück zur Kraft des Wassers und des Geistes und verdeutlichte dadurch deren Verbundenheit.

Das Tibetische Zentrum stellte Menschen als Leuchttürme vor, die mit ihrer Haltung und ihrem Engagement Orientierung geben und über persönliche Videobotschaften Impulse für eine achtsame, wasserbewusste Lebensweise vermittelten. Eindrucksvoll erläuterte Lucas Buchholz das Verhältnis der Kogi zum Wasser, die als indigenes Volk in Kolumbien Wasser als ihr Gegenüber betrachten.

Venerable Thubten Chodron thematisierte in ihrer Videobotschaft die Darbringung von Wasser, die wechselseitige Verbundenheit von Ökosystemen und die Konsequenzen, die entstehen können, wenn wirtschaftliche oder eigennützige Interessen natürliche Ressourcen ausbeuten.

Gemeinsam reflektieren – gemeinsam gestalten

Kurze Flüstergruppen gaben Raum für persönliche Reflexion und Gedanken­­austausch mit der Nachbarperson – leise Gespräche, die eine tiefe Wirkung erzeugten. Dabei zeigte sich, wie stark persönliche Erfahrungen mit Wasser in Alltagsbeobachtungen, Gefühlen von Dankbarkeit oder auch in Sorgen um die Zukunft verankert sind.

Flüstern über Wasser und Geist …

Zwischen den Programmpunkten sorgte Heike Schmick für Tee, Kaffee und ein gemeinsames Essen. Dies bot im Garten Gelegenheiten für Austausch und Innehalten. Die Pausen öffneten Raum für Begegnung, Gespräche und ein achtsames Miteinander.

Kommunikative Entspannung zwischen den einzelnen Programmpunkten

Ein Fokus des Nachmittags war der Austausch in Kleingruppen, in denen die Teilnehmenden ihre eigene Beziehung zum Wasser reflektierten und Fragen diskutierten wie:

Resonanzen waren, dass wir meist zu weit weg und abgekoppelt sind von der Herkunft, Aufbereitung und Nachbereitung des Wassers als unsere Lebensgrundlage. Die Teilnehmenden berichteten, dass ein bewusster Umgang mit Wasser und seine Kostbarkeit besonders spürbar werden in Momenten wie solchen, in denen man bei Hitze und Durst einen Schluck kühlen Wassers genießt. Solche Erfahrungen laden dazu ein, sich täglich an den Wert des Wassers zu erinnern – etwa durch achtsames Nachdenken darüber, woher es stammt, wie alt das Grundwasser ist, das wir selbstverständlich trinken, und welche Wege es hinter sich hat. Alle formulierten für sich einen ganz persönlichen Wunsch, der aus den gemeinsamen Erfahrungen und Reflexionen hervorging und den man mit nach Hause nahm.

Als Abschluss des Tages wurden von den Teilnehmenden gemeinsame „Vision Boards“ gestaltet – ein vielstimmiges, visuelles Abbild der Emotionen und Assoziationen mit Wasser. In Bildern, Farben und Worten wurde künstlerisch zum Ausdruck gebracht, was zuvor an diesem Tag gefühlt, gedacht und ausgesprochen worden war.

Wassersegnung

Am Sonntagmorgen führte VenerableThubten Jampa nach einem Ritual von Lama Zopa Rinpoche eine buddhistische Wassersegnung im Tibetischen Zentrum in Hamburg und am Kuhmühlenteich durch.

Hinzufügen von Wasser, das Khen Rinpoche Geshe Pema Samten – das spirituelle Oberhaupt des Tibetischen Zentrums Hamburg – zuvor gesegnet hatte.

Die Zeremonie brachte Dankbarkeit, Respekt und Verbundenheit mit dem Wasser zum Ausdruck. Wasser wurde nicht nur als zur Verfügung stehende Ressource, sondern als lebendiger Träger von Verbindung, Wandel und Lebenskraft dargestellt.

Geshe Sönam Namgyäl trägt das gesegnete Wasser zum nächsten fließenden Gewässer

Die Motivation: Jedes Wesen – wie auch jedes Wassermolekül – ist Quelle vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Glücks. Gerade in einer Zeit, in der Wasserökosysteme weltweit unter Druck stehen, kann eine solche rituelle Geste mehr sein als ein Symbol. Sie erinnert uns daran, dass Schutz nicht allein durch Technik und Management geschieht, sondern durch ein tieferes Bewusstsein der Beziehung zwischen Mensch und Natur. Wissenschaftliche Strategien zur Renaturierung und zur Sicherung der Wasserqualität gewinnen an Wirkkraft, wenn sie getragen sind von Empathie, Achtsamkeit und einem inneren Kompass, Werte, die die buddhistische Praxis verkörpert und fördert. Viele Teilnehmende füllten sich etwas vom gesegneten Wasser ab und trugen es als Erinnerung mit nach Hause.

Venerable Thubten Jampa lässt das gesegnete Wasser in den Kuhmühlenteich fließen – zum Wohle aller fühlenden (Wasser-)Wesen.

In der Verbindung von Reflexion, Austausch, Meditation und konkreten Visionen wurde deutlich, wie kraftvoll das Zusammenspiel von äußerer Transformation und innerer Entwicklung sein kann.

Nach der erneut positiven Resonanz ist eine Fortsetzung der Reihe im kommenden Jahr bereits angedacht.

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